ATV-Hückeswagen Triathlon |
Roth 2003, ein Erlebnisbericht
Von Heiko Wischott, Herbert Sieper und Peter Fleischer
Angefangen hat alles
bei der Abholung der Startunterlagen zum Röntgenlauf Oktober 2002. Ich treffe
dort Herbert Sieper. Da ich weiß, dass er den Ultralauf (63 km) angehen will,
frage ich ihn, ob er für Roth 2003 trainiert.
Er:
„Nee, aber wir könnten doch eine Staffel machen.“
Ich:
„Aber nur wenn Du schwimmst.“
Plötzlich
treten Peter Fleischer und Freundin Susanne auf den Plan. Ich frage ihn ohne
Begrüßung: „Wenn Herbert schwimmt und ich Rad fahre, läufst Du dann in Roth
den Marathon?“ Peter sagt zu, 3 Tage später sind wir angemeldet.
Gründung
Staffel, 2. Teil: Sylvester 2002, ATV-Clubraum.
Im
Gespräch mit Peppi erwähne ich den Staffelstart. Er ist begeistert, ad hoc
wird eine Staffel zusammengestellt. Schwimmer Dirk Warmbier, Läufer Robert
Langfeld. Am Tisch bekommen das Jörg Dörpinghaus, Carsten Schwarzer und Jens
Breidenbach mit. Auch da reift der Entschluß sofort, da machen wir auch mit.
|
Am
21. März geht’s ins Trainingslager nach Mallorca. 2
Wochen nur Radeln, essen und schlafen. Dabei
sind (v. lks. nach rechts) Carsten, Heiko, Peppi, Gunnar und Holger. Udo
kommt ein paar Tage später nach. Nach
5 Tagen kommen Carsten und Peppi in einer Kurve auf regennasser Fahrbahn
zu Fall. Carsten hat einen Mittelhandknochen gebrochen, für ihn ist das
Trainingslager gelaufen. Ansonsten war’s super. |
Kurz
nach dem Trainingslager wird Peppi krank, Marc Gebhardt wird ihn in der Staffel
ersetzen.
Am
Donnerstag, 03. Juli, geht’s los nach Roth. Quartier haben wir direkt in Hilpoltstein,
unweit vom Solarer Berg. Hörbi und seine Frau Monika haben wir unterwegs auf
der Autobahn getroffen. Am Abend fahren wir zum Startbereich
Herbert
und ich stehen so am Kanal und schauen uns die Schwimmstrecke an..... bis zu der
Brücke am Horizont. Jeder geht seinen Gedanken nach. Ein komisches Gefühl
beschleicht uns in der Magengegend. Nach vielen Trainingseinheiten im Hallenbad,
Freibad-50m-Bahn und in der Bever-Talsperre, überholt Herbert wohl ein wenig
die eigene Courage vor der Distanz. Denn die Wende ist noch ein Stück weiter
und DIE sieht man vom Start aus nicht.
Nach
den Sentimentalitäten fahren wir zurück nach Hilpoltstein und schaufeln wir
uns im Schwarzen Ross 500 gr. Nudeln rein.
Peter
und Susanne kommen Freitagmittag an. Sie werden sofort eingeladen zwecks
Radstreckenbesichtigung. Vorm Kalvarienberg habe ich mächtig Respekt. Wie überhaupt
vor 180 km.
|
Samstag
wird das Rad nochmals kontrolliert, um 15 Uhr stehen wir an der
Wechselzone und checken ein. Es ist noch nicht viel los, alles geht
reibungslos. Kurze
Zeit später ist die Hölle los, Wartezeiten von über 1 Stunde normal.
Wir haben die Räder weg und können uns in aller Ruhe die vielen
Athleten, Begleiter und ihre Räder anschauen. Wir treffen auch kurz
Gunnar, der erst spät angereist war und Einzelstarter ist. Holgi checkt
sein Rad mit Lothar Leder ein. Abends wieder: 500 gr. Nudeln. |
Sonntag,
Raceday: der Tag auf den wir ein halbes Jahr hingefiebert haben. 4:30 Uhr geht
der Wecker. Da wir den ersten Start der Profis noch sehen wollen, heißt es früh
aufstehen und los. Am Heuberg, der Brücke ist um kurz nach 6 Uhr schon der Bär
los. Gänsehautatmosphäre.
Die
Pros starten um 6:30, Holgi und Gunnar um 6:55 Uhr. Hörbi und ich
verabschieden uns von unseren Frauen, gehen in die Wechselzone. Mir
geht’s gut, Hörbi ein bisschen die Düse. 3,8 km schwimmen ist schon
eine Menge. In
der Wechselzone geht’s zu wie in einem Ameisenhaufen, überall wuseln
Athleten herum.
|
|
Endlich,
7:55 Uhr: der Start auch für uns Staffelteilnehmer. Kurz vor dem Startschuss dümpelt
Hörbi auf dem Rücken liegend im Kanal. Jetzt sieht er entspannt aus.
Startschuss,
dass Wasser kocht kurz. Nachdem die Schwimmer die ersten Meter zurückgelegt
haben, gehen die Radler wieder in den Pferch (denn die Wechselzone ist Park Fermé).
|
Das
Rennen aus Herberts Sicht: Dirk
Warmbier riet mir, dass wir uns aus dem Gewusel erst mal heraushalten. Ich
bin aufgeregt und habe Gänsehaut pur.....überall. Nachdem
sich das Feld ein wenig auseinander zog, hatte ich meine Geschwindigkeit
gefunden, aber das stetige aufschauen und nach dem Weg sehen, dient nicht
gerade dazu, gleichmäßig und schnell zu schwimmen. Dann schlägt mal
einer von links zu, dann krabbelt wieder einer an den Füßen herum, mal
ist eine Boje im Weg. |
Egal,
weiterschwimmen und zur Not auch mal selber austeilen. Bis zur Brücke zieht es
sich ganz ordentlich, aber dann sehe ich die Wende und bin überrascht, wie
schnell die Zeit verging. Für die 1,9 km eine Zeit von 0:34 min. Ich bin
zufrieden. Auf den restl. 1,9 km kam ich noch besser zurecht, hatte einen
Mitschwimmer gefunden, der wohl meinte, er müsse nicht an mir vorbeischwimmen,
sondern den direkten Weg über mich hinweg nehmen. Also frei nach dem Motto: Und
DU nicht, war Richtung Ausstieg noch einmal Hektik angesagt, was dann doch ein
wenig Zeit kostete.
Die
Helfer waren Gold wert, denn das laufen zum Wechsel war schwieriger als gedacht.
Das
Rennen aus Heikos Sicht:
Nach
1:15 h kommt Hörbi aus dem Wasser und übergibt den Zeitnahme-Chip, quasi das
Staffelholz, an mich. Auf zum Rad, ab geht die Post. Carsten und Marc sind auch
schon weg.
Auf
der Brücke stehen leider nur noch ein paar Unentwegte und Begleiter von
Staffelteilnehmern. Hier sehe ich Peter, Susanne, Moni und mein Frauchen
das letzte Mal für die nächsten 3 Stunden. In Eckersmühlen die
Biermeile ist ein Wahnsinnsspektakel. Danach geht es in den Wald, hier
bekomme ich den Puls das erste Mal unter 165 Schläge: bloß nicht überzocken.
Die Stimmungsnester in Heideck, Thalmässing und Greding sind genial. Auch
die Zuschauer am Kalvarienberg tun ein Übriges, damit man leichter den
Anstieg hochkommt. |
|
Es
überholen mich einige Motorräder mit Fotografen, ein untrügliches Zeichen,
dass die Spitze im Anmarsch ist. Lothar Leder und Chris McCormack ziehen an mir
vorbei das es eine Freude ist. Allerdings hat man selbst den Eindruck, man
parkt.
|
Das
nächste Hoch am Solarer Berg. Man sieht die Straße nicht, so eng stehen
die Menschen. Ich habe kurz vorher eine Gruppe überholt, damit ich den
Anstieg alleine genießen kann. Wieder Gänsehaut. Sandi, Hörbi und Dirk
sehe ich. Nach ¾ vom Anstieg springt mir die Kette ab. Mit Hilfe eines
Zuschauers ist sie ruckzuck wieder drauf, er schiebt mich an, ich bin
schneller als vorher. Nur noch 20 km, dann geht’s auf die zweite Runde. |
Wieder
Eckersmühlen. Immer noch tobt der Mob, es ist genial was hier abgeht. Auf
der Runde ist deutlich weniger los. Klar, die Profis sind alle schon
durch, viele Zuschauer gehen / fahren an die Laufstrecke bzw. in das
Stadion. |
|
Am
Kalvarienberg treffe ich Michael, den ich 2 Wochen vorher in Bonn kennengelernt
hatte. Er startet alleine und ist etwas groggy. Wir unterhalten uns 10 min,
fahren gemeinsam den Kalvarienberg hoch, danach verabschiede ich mich. Bei km
120 fühle ich mich nicht gut. Meine Trinkflaschen mit Zitronentee sind leer,
ich muß auf den Energiedrink vom Veranstalter zurückgreifen. Den vertrage ich
offensichtlich nicht so gut. Ich schaufel mir eine Hand voll Rosinen rein, mein
‚Wundermittel’. Ein paar Minuten später geht es schon wieder besser. Bei km
150 schaue ich auf die Uhr und bekomme einen Motivationsschub: nur noch 30 km,
die Uhr steht bei 4:43 h, eine Zeit unter 6 h ist drin. Damit hätte ich nie
gerechnet.
|
Nach
5:51 h bin ich in der Wechselzone, Peter reißt mir den Chip vom Fußgelenk,
und los geht es für ihn. Ich bin total zufrieden, sehe am Zaun Sandi, Hörbi,
Moni und Susanne und erzähle ein paar Sätze zum Rennen. Susanne macht
einen etwas nervösen Eindruck, sie will zu Peter auf die Laufstrecke. Das
Rennen aus Peters Sicht: Heiko
kommt in die Wechselzone. Ich such den Chip und ‚reiße’ ihn vom Knöchel.
Los geht’s. Ich hatte mir vorgenommen, die ersten 3-4 km langsam zu
laufen. Aber das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Die Zuschauer motivieren
derart, dass man leicht überzocken kann. Man kommt kaum zur Ruhe: an der
Lände sind ein Sprecherturm und jede Menge Zuschauer. Auch in Schwand (1.
Wendepunkt), der Brücke und Haimpfarrich sind Stimmungsnester. Genial. |
Nach
10 km sehe ich Susanne, Moni und die anderen. Ich bin noch locker drauf. Der
Kanal zieht sich. Am zweiten Wendepunkt stehen sie noch mal. Damit hatte ich
nicht gerechnet. Hier fällt es aber schon recht schwer. Man kann den meisten
Teilnehmern, die mir entgegenkommen, die Strapazen im Gesicht ablesen. Nur noch
10 km. 400 m vor dem Stadion warten Herbert und Heiko. Um 12 Uhr in Eckersmühlen
konnte ich mir nicht vorstellen, einen Marathon zu laufen. Jetzt ist es
geschafft, die Zeit 3:45 Std. ist (fast) nebensächlich.
Ca.
400 m vor dem Stadion ist eine Zone eingerichtet, wo sich die Staffeln
‚vereinigen’ können, um gemeinsam in das Stadion zu laufen. Hörbi und ich
warten auf Peter, der noch locker und leicht angelaufen kommt. Wir laufen
gemeinsam ein, es ist der Wahnsinn. Noch mal Gänsehaut. Danach in das Festzelt,
etwas trinken, essen und massieren lassen. Wir treffen uns mit unseren Frauen
und gehen noch mal etwas trinken. Alle lechzen nach einer Dusche, die wir in
unserer Pension dann auch nehmen. Um den Tag abzuschließen, fahren wir alle in
das Stadion zur großen Finisher-Party. Dort bleiben wir, bis der letzte
Finisher ins Ziel kommt und das Höhenfeuerwerk beendet ist.
Ein
großartiger Tag geht viel zu schnell zu Ende.