ATV-Hückeswagen
Triathlon

Bericht von Andreas Kokoschka über seinen Start in Roth am 14. Juli 2002

Die letzten Tage vor Roth war die Anspannung deutlich zu spüren. In den Wochen zuvor hatte ich das Gefühl, daß die Autofahrer etwas gegen mich haben. 7 Tage vor dem Start fuhr ich in eine übersichtliche Rechtskurve, als ein Transporter die Kurve schnitt und mir ca. 40 cm Platz ließ. Das war knapp. Die zweite ernste Situation in den letzten 4 Wochen. Ich war also froh, als es am Donnerstag endlich losging.

Bis Freitag Mittag wurde die Anspannung noch größer. Nachdem ich die Startunterlagen endlich erhielt und am Nachmittag einen Teil der Radstrecke abfuhr, ließ sie deutlich nach. Am Samstag noch mehr. Aber abends einschlafen ging trotzdem nicht.

Nach 3 Stunden Schlaf ging um 4 Uhr 45 der Wecker. Beim zweiten Ton war ich hellwach und das als Morgenmuffel. Schnell Frühstück und es geht los. An Hunderten von Menschen vorbei Richtung Startplatz am Main-Donau-Kanal.

Es ist noch dämmrig, wolkenverhangen 16 °. Die Zuschauer drängen sich auf der großen Brücke, von dort hat man einen guten Blick auf den Start und die Schwimmstrecke. Auch den Kanal entlang überall Menschen, die gespannt dem ersten Start um 6 Uhr 30 entgegensehen. Die letzten Vorbereitungen. Rad gecheckt. Ich entschließe mich für eine kurze Radhose und kurzes Radtrikot und Armlinge in Reserve.

Die Topathleten gehen ins Wasser, schwimmen zur Startlinie, der Zeppelin der Sponsoren steigt auf, stimmungsvolle Musik aus den Lautsprechern, die Menge jubelt, noch Sekunden bis zum Start, dann wird die Startleine angehoben und das Wasser brodelt von sich bewegenden Armen.

Noch ein Powerbar und eine Banane. Ich bin proppenvoll, ist aber normalerweise kein Problem beim Schwimmen. 6 Uhr 55 Holger startet. 7 Uhr 11 ich kann ins Wasser. Ich gehe als erster und orientiere mich links außen in die erste Startreihe, mit mir 140 Starter. Noch eine Minute bis zum Start. Ich bin total ruhig, keine Anspannung. Wahrscheinlich weil ich locker schwimmen will. Startschuß es geht los nach ca 7 Monaten Vorbereitung und Vernachlässigung der Familie. Nach wenigen Metern sehe ich rechts nur 2 Mann auf meiner Höhe. Ein Blick nach hinten, da ist die Meute. Ich orientiere mich nach rechts und hänge mich an den Ersten. Genau mein geplantes Tempo. Schon bald durchpflügen wir die anderen Startgruppen.

150 m vor dem Ziel werde ich schneller und gehe als erster aus der Startgruppe aus dem Wasser, 1:03:52.

Wechsel in 4:12.

Locker Radfahren habe ich mir vorgenommen, was auch am Anfang klappte. Tolle Stimmung am Start. Ich werde super von den Hückeswagenern angefeuert. An der Biermeile in Eckersmühlen geht die Post ab. Am Selingstädter Berg, in Thalmässing und am Kalvarienberg bei 10% Steigung, jubelnde Menge.

Tour de France Feeling am Solarer Berg, als sich die Zuschauergasse vor mir öffnete. Nicht zu toppen dachte ich, bis ich zu den ATVern kam. Ich war irritiert, ich muß auf Leder und Hellriegel aufgeholt haben. Wahnsinn!!! Vielen Dank für die Motivation.

Bis km 100 war alles locker, ohne Druck. Doch plötzlich war die Energie verbraucht und noch 80 km Rad und ein Marathon. Zweifel kamen auf. Woran lag es? Ich spürte ein leichtes Hungergefühl, obwohl ich regelmäßig gegessen hatte. Der Appetit auf Powerriegel hatte inzwischen stark nachgelassen, trotzdem stopfte ich mir einen ganzen Riegel und eine halbe Banane rein. An der nächsten Verpflegungsstation noch mehr. Würg. Bei km 120 ging es deutlich besser, also Hungerrast. Zum Glück keine Probleme mit dem Rücken. Weiter Riegel, Bananen und Iso. Ich wollte auftanken für den Lauf. Vor Hilpoltstein eine Laola der Streckenpolizisten. Ein Radfahrer neben mir machte sie nach und holte mich fast vom Rad. Bei Eckersmühlen Bratengerüche. Der erste Wunsch nach Gyros und Pommes keimt auf und ich würge den letzten halben Riegel hinunter. Ich komme nach Roth nach 5:51:05 Stunden. Das Rad wird abgenommen und der Laufbeutel gereicht.

Wechsel in 2:33.

Die ersten Laufschritte. Die Beine sind so schwer als hätte ich den Marathon schon hinter mir. Ich dachte, daß die 42 km nicht möglich sind. Doch es wird besser. Nach drei km läuft es sich lockerer. Inzwischen ist es wärmer geworden, ich schätze 25°: Lothar Leder kommt mir entgegen, er hat es gleich geschafft und sieht noch gut aus. 50 s später Thomas Hellriegel, sieht alt aus. Ca 20 s dahinter Cameron Brown, leider noch sehr frisch. Ich dachte er kriegt den Hellriegel. Stimmte leider. Dahinter Andreas Niedrig, sah frisch aus. Die anderen, die mir entgegen kamen kannte ich nicht. Km 5 Brücke Lände gute Stimmung und dann die ATVer. Einen kurzen Augenblick dachte ich, ich würde führen. Doch es kam die Ernüchterung, noch 36 km. Schleife und es ging über die Brücke Lände und ? ATVer super Auftrieb. Bei km 13 kam mir Holger entgegen sah frisch aus und lachte mich an. Der Glückliche hatte schon 17 Lauf km. Am Wendepunkt Überraschung!!! Dirk, Udo, Jens, Uzo und Jödö grölten aus dem Gebüsch und holten mich unerwartet aus meinen Gedanken. Spitzenmäßig. Bei km 17 überschlage ich den Abstand zu Holgi. Er hat 2 Minuten Vorsprung. Brücke Lände. Meine Ehefrau, die Beste von allen (Sie hat ja den Wahnsinnstrainingsaufwand toleriert: 110 km, 4900 km, 1200 km) und die ATVer. Spitzenmäßig, doch es kamen langsam Zweifel auf ob ich durchlaufen könnte. Ab km 21 nahmen die Schmerzen in den Oberschenkeln von km zu km zu. Die ersten Triathleten gingen. Ich orientierte mich nur noch bis zum nächsten km und dann zum nächsten. Km 24 Lände und wieder Aufmunterung. An der Verpflegungsstation verlange ich Gyros mit Pommes. Erst Erstaunen, dann Lachen. Die Geher häuften sich. Wann würde ich gehen müssen? Die 10 km zwischen km 20 und 30 schätzte ich auf deutlich über eine Stunde. Blick auf die Uhr 58 Minuten. Erstaunen!!! Und dann Hoffnung. Kurz vor km 31 Holgi. Sichtlich gut gelaunt, lacht mich an, sieht frisch aus. Wir feuern uns an. Gleiche Stelle km 34,2 für mich ist der Abstand zu Holgi ca 0. Km 36 ich ziehe das Tempo an. Es funktioniert, warum weiß ich nicht. Die Schmerzen in den Muskeln sind die gleichen. Udo kommt dazu mit dem MTB und begleitet uns. Das hilft. Km 41 nur noch 1,2 km. Er dauert ewig. Einlauf Stadion. Die Zuschauer interessieren mich nicht mehr. Endlich Zieleinlauf. Geschafft. 11:06:19.

Der Kreislauf bereitet mir leichte Probleme. Ich setze mich. Neben mir eine junge Frau. Das Hochkommen bereitet Ihr Probleme. Ich Frage: Schmerzen? Ja, antwortet Sie, nur die Haare und die Nägel tun nicht weh. Ich schließe mich dem an. Nach 10 Minuten kann ich trinken und essen. Danach erkämpfe ich mir einen Massageplatz. Herrlich. Nach 1 Std 15 gehe ich wieder unter die Lebenden.

Vielen Dank noch mal für die tolle Unterstützung an meine Frau Monika, die ATVer und deren Freunde.

Meine Ergebnis:

Bei 1380 Startern Gesamtplatz 324, in der Altersklasse M45 von 118 Startern 16. Platz